tag 18

Liebe Karin,

wusstest Du eigentlich, dass ich seit ungefähr 15 Jahren Urlaub auf den Kanaren mache (na ja, „seit 15 Jahren“, leider sind wir zwischendurch immer knapp ein Jahr zu Hause) – und in dieser ganzen Zeit ungefähr ein einziges Mal mehr als einen Fuß ins Meer gesetzt habe? Nämlich zwei Füße? Sag es nicht weiter, jeder ist auf seine Art bekloppt, aber ich habs nicht so sehr mit dem Wasser. Der lieben Gattin geht es nicht anders, das erleichtert die Abstimmung gewaltig.

Wenn Du jetzt sagst, dann könnte ich genauso gut Urlaub im Umland von Hannover machen, wo wir uns ja gerade mal kurz aufgehalten haben, dann sage ich: Na ja. Der Ort, wo der Freund wohnt, von dem ich Dir vorgestern erzählt habe, ist so gesichtslos wie ein Nacktmull. Aber wir haben erlebt, dass Menschen, die dort verwurzelt sind, sich richtig gut aufgehoben fühlen. Sie müssen die Wurzeln gar nicht weit ausstrecken, um auf Bekannte und Bekanntes zu stoßen, und das tut ihnen, so war mein Gefühl, richtig gut. 

Mit beschränktem Horizont hat dieses Kleinstadt-Leben nichts zu tun, das sind Menschen, die viel erlebt und gesehen haben. Aber sie wissen, wohin sie zurückkommen, das ist etwas wert. Vielleicht jetzt mehr denn je.

Es war übrigens unsere erste Übernachtung im Hotel seit Corona, ein seltsames Gefühl. Desinfektionsmittel satt, überall, und zum Frühstück für jede und jeden eine eigene Wurst-Käse-Platte mit Deckel drüber. Riesen-Portionen, ich will mir gar nicht ausmalen, was die mit den Resten machen. Man könnte eine ganze Hundekolonie auf dem Pilion damit füttern.

Wir wollen im Herbst noch mal hinfahren, der Biergarten hat Heizstrahler. Ein Wahnsinn, ökologisch gesehen. Aber dafür fällt wohl in diesem Winter der Flug auf die Kanaren aus…

Schwimmt ein bisschen für mich mit!

Besitos, Dein Stephan