tag 13

lieber stephan, 

seit einiger zeit stoße ich im internet immer wieder auf werbung für eine app, mit deren hilfe man störende elemente aus fotos retouchieren kann. veranschaulicht wird das ganze am beispiel von menschen. eben noch war der strand im hintergrund voller urlauber, ein bisschen displaywischen und schon sieht es aus, als habe man die bucht gerade als erster entdeckt. 

einen attraktiven ort für sich allein zu haben gilt als jackpot in zeiten von overtourism. ich habe mal eine reisegeschichte über eine führung durchs vatikanmuseum gemacht, die knapp 300 euro kostete. dafür durfte man das gebäude nach torschluss betreten und war in der sixtinischen kapelle so gut wie allein.

ich weiß nicht, was auf dem pilion normalerweise los ist, wir sind ja zum ersten mal hier. der august jedenfalls ist in griechenland hauptferienzeit, und der 15. august, maria himmelfahrt, markiert ihren höhepunkt. familien kommen zusammen, feiern, essen, tanzen, und obwohl in diesem jahr große feste untersagt worden sind, hat man in den vergangenen tagen doch gemerkt, dass es voller geworden ist. ich sah männer erhebliche teile von kühen und schweinen in plastiktüten aus der metzgerei tragen, frauen verließen den supermarkt mit gesichtsausdrücken, die ich nur von verkaufsoffenen sonntagen vor weihnachten kenne. es muss schwierig sein, das fest in diesem jahr gelassen zu begehen, mit all den einschränkungen und auflagen. 

thilo und ich haben deshalb beschlossen, das wochenende über an unserem haus zu bleiben. wir retouchieren uns quasi aus dem bild, auch aus respekt, um wenigstens zwei plätze in der taverne frei für familien zu machen, die sich seit monaten nicht gesehen haben. happy panagia! stattdessen haben wir unsere stühle am meer aufgeschlagen und gepicknickt. für mich ist das größte am 15. august nämlich, dass thilo geburtstag hat. es gab tortilla mit kerzen und wir hatten den sonnenuntergang für uns allein. 

besitos

* karin